Übersicht von Bio- und FairTrade-Standards im textilen Umfeld

Es gibt mittlerweile in Deutschland eine schier unüberschaubare Anzahl an Standards und Zertifikaten im textilen Bereich. Öko-Tex, Fair-Trade, GOTS oder IVN sind nur einige wenige, wenn auch die Bekanntesten. Ziel dieser Standards sollte es eigentlich sein, uns allen mehr Informationen und Sicherheit zu den gekennzeichneten Textilien zu geben. Meiner Ansicht nach, wird eher das Gegenteil erreicht. Die abgebildeten Zertifikate dienen in erster Linie dem Marketing. Die bunten Grafiken auf den Verpackungen klären aber nicht auf, sondern verkaufen vielmehr ein gutes Gefühl und lassen viel Interpretationsspielraum. So ist auf Anhieb nicht ersichtlich, welche Kriterien ein Textil erfüllen muss, um ein bestimmtes Zertifikat zu erhalten.

 

Zertifikate lassen viel Interpretationsspielraum!

 

Zumeist wird von Öko-Siegeln erwartet, dass der Anbau der Baumwolle unter ökologischen Aspekten erfolgt (es sich folglich um Biobaumwolle handelt) und auch bei der Verarbeitung keine Schadstoffe verwendet werden. Selbst diese – aus meiner Sicht – Grundvoraussetzungen werden bei weitem nicht bei jedem Standard kontrolliert. Die Organisation MaxTex hat hier eine Übersicht der wichtigsten Standards veröffentlicht, inkl. der überprüften Kriterien.

 

Wenn du einen genaueren Blick auf die Übersicht wirfst, offenbart sich Erstaunliches: So überprüft der ÖkoTex 100 (einer der bekanntesten Standards in Deutschland) keines der genannten ökologischen Kriterien. Es ist vollkommen egal, wie und unter welchen Bedingungen die Baumwolle angebaut wurde. Wichtig ist ’nur‘ dass die Labortests am fertigen Produkt keine Überschreitung der Grenzwerte ergeben. Dies ist natürlich eine wichtige Auskunft, dennoch suggeriert der Name ‚ÖkoTex‘ meiner Ansicht nach mehr als einen Labortest. Ich hätte mir hier mehr Verantwortung in Sachen Ökologie erwartet. Dies soll aber nur ein Beispiel sein.

 

Viele Öko-Standards sind Produkte der Textilindustrie.

 

Betrachtet man in der Aufstellung die Zeilen ‚Unabhängige Audits‘ und ‚Vergabekriterien/ -verfahren öffentlich zugänglich‘ stößt man auf das nächste Problem: Manche/viele der Standards wurden direkt von der Bekleidungsindustrie ins Leben gerufen und strotzen daher nicht gerade vor Transparenz. Gerade diese Standards vermitteln eher den Eindruck des Greenwashings. Hier werden die Kriterien an die Anforderungen der Hersteller angepasst und alles mit einem tollen Logo und etwas Marketing kundenfreundlich verpackt. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, dass man ökologische Aspekte bei der Herstellung beachtet. Leider bleibt es beim Eindruck… die Realität sieht anders aus.

 

Doch was kann man tun, um den ganzen Wust der Öko-Siegel zu durchblicken? Wenn du wirklich Wert darauf legst, nachhaltig einzukaufen bleibt dir wohl nichts anderes über, als dich selber zu informieren und dir deine eigene Meinung zu bilden. Es gibt etliche gute Bücher zu diesem Thema (z.B. von Greenpeace), die zu diesem Thema (halbwegs) neutral berichten. Generell kann man aber wohl sagen, dass nach GOTS oder IVN zertifizierte Kleidung schon mal ein Schritt in die richtige Richtung ist und diese beiden Standards du den Besseren gehören. Doch auch die beiden – in der Übersicht nicht aufgeführten – Organisiationen bioRe und Cotton Made in Africa scheinen vernünftige Arbeit zu machen. bioRe legt sehr viel Wert auf Transparenz. Jedem aus bioRe-Baumwolle produzierten Produkt liegt ein Code bei, mithilfe dessen man die Herkunft und Verarbeitungsschritte der Baumwolle nachvollziehen kann. Cotton made in Africa wurde von einem deutschen Professor gegründet und kauft die Baumwolle direkt von afrikanischen Kleinbauern unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Standards.

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